Skip to main content
Nordamerika

Inseln über dem Winde: Martinique, St. Lucia und Guadeloupe

Sonne, Strand, Regenwald und Vulkane: die Inseln der Kleinen Antillen bieten alles, was das Herz begehrt.

7.622 km
19 Tage


Endlich gehts los! Unsere einjährige Weltreise startet dieses Mal in der Karibik, genauer gesagt auf Martinique. Diese kleine, zu Frankreich gehörende Insel liegt 8 Flugstunden westlich von Paris auf der Grenze zwischen Atlantik und Karibischem Meer. Die Inseln der Karibik können sehr unterschiedlich gegliedert werden, laut Wikipedia waren wir vorrangig auf den „Inseln über dem Winde“ unterwegs. Hier ist der Nordost-Passatwind vorherrschend, was für viel Niederschlag und üppige Vegetation sorgt. Die weiter südlich gelegenen „Inseln unter dem Winde“ sind dann eher trocken.
MARTINIQUE

Eine charmante Wand aus Wärme und Luftfeuchtigkeit schlägt uns auf jeden Fall beim Verlassen des Flughafens entgegen. Es ist 20 Uhr, dunkel, 27° C warm und schwül - irgend etwas zirpt auch rum. Wir holen unser Mietauto ab und fahren nach Le Diamant. Hier, an der Südküste der Insel, beziehen wir unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Martinique ist zwar Teil Frankreichs, die Bewohner*innen stammen aber zum größten Teil von den afrikanischen Sklav*innen ab, die man hier zwang, auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Die Kultur ist also eher kreolisch als französisch, auch wenn der französische Einfluss an vielen Stellen sichtbar wird. Von unserem Balkon konnten wir gleichzeitig auf die französische Bäckerei schauen, als auch die verschiedenen Grillstände am Strand sehen, in denen schon morgens begonnen wurde, Hühner auf ihre ganz eigene kreolische Art zu grillen, um sie spätestens ab Mittag den hungrigen Strandgästen zu servieren. Von dem besagten, mehrere hundert Meter langen Strand sieht man im Übrigen auch den namensgebenden Diamentenfelsen (sah jetzt nicht aus wie ein Diamant, aber who cares?), der zwei Kilometer vor der Küste aus dem Meer ragt.
Nach unserer ersten Nacht, einem frischen Baguette und Kaffee, fahren wir erst einmal an den Strand. Der Plage des Salines soll laut diesem Internet nicht nur der schönste Strand der Insel sein, sondern sogar einer der schönsten der gesamten Karibik - oha, pressure! Und in der Tat ist es hier wundervoll. Heller Sand, türkis-blaues Meer und Kokospalmen sorgen für den perfekten Start unserer Reise. Und unseren ersten Sonnenbrand haben wir uns hier auch gleich mal zugelegt.

Am zweiten Tag fahren wir zur Anse Dufour und Anse Noire.

Das sind nicht nur zwei sehr hübsche Buchten zum Baden, nein, hier kann man beim Schnorcheln sogar Schildkröten sehen.
Andere Menschen fahren hier auch mit dem Katamaran hin und machen Party - auch ne schöne Sache. Ich würde gern wissen, wie die Schildkröten das finden. Wir hatten tatsächlich Glück und haben zwei dieser Ozeanbewohner vor die Taucherbrille bekommen. Bevor es für uns zurück nach Le Diemant geht, schauen wir uns noch den kleinen und sehr hübschen Ort Les Anses-d’Arlet zum Sonnenuntergang an.
Am nächsten Tag fahren wir einmal quer über die Insel in den Nordosten, nach Presqu'Île de la Caravelle. Diese Halbinsel ist ein riesiges Naturschutzgebiet, mit vielen tollen Stränden, Wanderwegen und viel Geschichte (wikipediert bitte selbst, das würde hier sonst zu weit führen). Nach einem Spaziergang fahren wir zurück nach Le Diamant und bewundern die Kitesurfer*innen an unserem Hausstrand für ihr Können - verrückte Dudes!
Bevor wir die Insel verlassen, geht es am letzten Tag unserer Reise noch einmal an den Strand, zum Point du Bout Beach in Les Trois-Îlets. Zwar beschallt uns das heimische Partyvolk ein wenig mit ihrer Musik (Reggae et al. war ja noch nie meine Musik), dennoch ist es auch an diesem Strand traumhaft schön. Am Tag des 1. Wahldurchgangs der französischen Präsidentschaftswahlen geht unsere Zeit auf Martinique zu Ende. Mit der Fähre wollen wir auf die Nachbarinsel nach St. Lucia fahren. Wir geben das Auto am Flughafen ab und hatten dann vor ein Taxi zur Fähre zu nehmen. Nur war am Flughafen weit und breit kein Taxi aufzutreiben. Zur Mittagszeit gehen weder Flieger raus noch kommen welche an, dementsprechend war hier totaler Totentanz. Und offensichtlich gab es auf Grund der Wahl auch eine Veranstaltung mit einem großen Taxibedarf. Nach einer kurzen Wartezeit nehmen wir einfach den Bus. Am Fährterminal angekommen, werden wir von vielen Lucianer*innen begrüßt, die ihre riesigen Einkäufe aus Martinique in die Abfahrtshalle bugsieren. Nach dem Check-In reisen wir aus der EU aus, besteigen des Schnellboot und fahren in 3 Stunden nach St. Lucia.

ST. LUCIA
Der Einreiseprozess in St. Lucia gestaltet sich ein wenig komplizierter: in Castries, der Hauptstadt der Insel angekommen, lässt man uns erst einmal nicht an Land - offensichtlich ist zu wenig Personal vorhanden um alle Einreise- und Covid-Formalitäten zu organisieren (es wird nur von Problemen gesprochen, sonst nichts. It’s like in the Deutsche Bahn). Nach gut 1,5 h sind wir dann zum Glück doch durch alle Kontrollen und nehmen unser Auto entgegen. Mathias ist schnell im Linksverkehr drin und fährt uns die paar Minuten den Hügel hinauf zu unserer Unterkunft mit einem fantastischen Blick über die Bucht von Castries. Zum Abendbrot holen wir uns eine Pizza in Downtown Castries, das zur sonntäglichen Abendzeit eher weniger Charme versprüht. Man sieht der Stadt an, dass auch hier die Pandemie ihre Spuren hinterlassen hat.
Am nächsten Tag gehts die kurvige Küstenstraße an der Westküste nach Süden. Wir fahren durch etliche kleine Ortschaften. Hier wird der Unterschied im Wohlstand im Vergleich zu Martinique deutlich, es fließen keine Gelder aus Frankreich und der EU, und Armut ist daher viel verbreiteter als auf der Nachbarinsel. Die meisten Besucher*innen werden davon allerdings nur wenig mitbekommen. St. Lucia ist nämlich ein klassisches Ressort-Reiseziel - wir sind daher eher die Ausnahme. Das bedeutet, dass die meisten Tourist*innen 1-2 Wochen in ihrem Ressort verbringen und sich dort auch nicht wegbewegen, höchstens ein, zwei Mal, um sich etwas anderes auf der Insel anzuschauen. Die Ressorts nehmen in der Regel große Teile der eigentlich öffentlich zugänglichen Strände ein, haben mindestens 2-3 Restaurants und organisieren auch alle Aktivitäten. Die Leute verlassen daher ihre Ressorts in der Regel nicht. Darüber hinaus sind die Dinger auch echte Hochsicherheits-Trakte. Meistens müssen 2-3 Pförtner überwunden werden, bevor man in so ein Ressort reinkommt. Anyway, wir waren auf dem Weg nach Süden, genauer gesagt nach Soufrière, der ehemaligen Hauptstadt der Insel, die malerisch in einer Bucht liegt und hinter der die beiden Wahrzeichen der Insel, die beiden Pitons, zwei spitze Vulkankegel direkt aus dem Meer emporstreben (Again: breathtaking!). An diesem ersten Besuch berauschen wir uns erst einmal bei diesem Anblick der Pitons, spazieren ein wenig durch die Stadt und fahren dann wieder zurück nach Castries. Am Abend gehen wir dann zum Sonnenuntergang noch einmal an unserem Hausstrand, dem Vigie Beach, gemeinsam mit vielen Locals baden.
Am Folgetag geht es in den Nordwesten der Insel, nach Gros Islet und Rodney Bay, wo die meisten Tourist*innen ihre Zeit auf der Insel verbringen und die Ressortdichte ihren Höhepunkt erreicht. Unser Ziel ist aber eigentlich der Pigeon Island National Park, eine Halbinsel, von der man nicht nur einen hübschen Ausblick auf die Bucht hat, sondern der auch für die Geschichte der Insel, gerade für den Kampf zwischen Frankreich und England um die Vorherrschaft auf St. Lucia eine große Bedeutung zukommt (Die Insel wechselte 14-mal zwischen Frankreich und England. Wir wandern ein wenig über die Insel und kühlen uns dann direkt am Strand ein wenig ab, bevor wir die Ressort-Hochburg hinter uns lassen.
Der nächste Tag steht dann ganz im Zeichen des Gros Piton, dem höheren der beiden Vulkankegeln. Früh am Morgen fahren wir zum Ausgangspunkt der Wanderung, treffen dort unseren Guide und erwandern uns herrliche Ausblicke über den Petit Piton und den südlichen Teil St. Lucias. Nach den Strapazen der Wanderung (man wird ja auch nicht jünger!) wollten wir uns ein wenig abkühlen und fahren zum Anse Chastanet, einem sehr schönen Strand mit angeschlossenem Ressort. Aber wir haben ja gelernt, dass auf der Insel alle Strände öffentlich zugänglich sind. Und wir können auch an den Strand, nachdem wir die Pförtner-Loge passiert haben, werden dann aber von Security-Leuten und Angestellten ordentlich schikaniert - fremde Leute, also Nicht-Ressort-Gäste, sind eigentlich unerwünscht. Den nächsten Tag erholen wir uns von den Strapazen der Wanderung, bevor wir am Folgetag dann eine Fahrt mit einem Katamaran zum Sonnenuntergang gebucht haben. Zuerst fahren wir mit dem Boot wieder gen Süden an Soufrière und den Pitons vorbei, bevor wir dort ankern und noch einmal Schnorcheln gehen. Dann geht es mit lauter Party-Musik (viel Rihanna und so Dinge) zurück nach Castries, und einige Ressort-Gäste rasten völlig aus - sehr unterhaltsam.
Unseren letzten Tag verbringen wir am Strand in der Marigot Bay, eine wunderschöne Bucht südlich von Castries. Hier gibts nur wenige Ressorts und das Strandleben ist sehr entspannt - ein toller Abschluss unserer Zeit in St. Lucia. Am nächsten Tag besteigen wir nämlich wieder die Fähre und fahren 7 Stunden nach Guadeloupe, vorbei an Martinique und Dominica bis nach Pointe-à-Pitre, der Hauptstadt der französischen Inselgruppe Guadeloupe.

GUADELOUPE
Nach unserer Ankunft am Fährterminal nehmen wir ein Taxi zum Flughafen, holen dort das Auto ab und fahren nach Bas du Fort, unweit der Hauptstadt (direkt gegenüber dem fancy Yachthafen!). Guadeloupe besteht, wie jedes Kind weiß, aus mehreren Inseln; Grande-Terre und Basse-Terre bilden die beiden Hauptinseln und sind nur durch einen schmalen Fluss voneinander getrennt; beide Inseln zusammen - so sagen einige Menschen - sehen von oben aus wie ein Schmetterling - wie cute! Unsere kleine Airbnb-Wohnung hat auch in Guadeloupe (auf Grande-Terre) wieder einen fantastischen Ausblick auf eine kleine Bucht.
An unserem ersten Tag auf der Insel fahren wir bis ganz in den äußersten Südosten von Grande-Terre. Hier verjüngt sich das Land immer mehr bis man beim Pointe des Chateaux ankommt. An dieser Stelle ist das Meer nicht mehr karibisch ruhig, sondern schlägt ziemlich wild gegen die Klippen. Und was machen die Menschen dann an einem solchen Ort? Korrekt, ein riesiges Kreuz aus Beton aufstellen - mindblowing!
Bevor wir die Karibik gen New York verlassen, wollen wir noch einmal Schnorcheln gehen. Wir fahren daher zum Plage de Malendure, einem Meeresschutzgebiet, in dem es besonders schön sein soll. Wir buchen uns also eine Schnorcheltour mit dem Ziel Pigeon Island, eine kleine Insel vor der Küste. Als wir dort ankommen, ist es aber leider so voll, dass wir abdrehen müssen und zu einem anderen Ort fahren. An der neuen Stelle war das Schnorchel-Erlebnis dann eher medium, weniger gut als auf St. Lucia (Den Tour-Leuten haben wir natürlich gesagt, dass es très magnifique war).
Eigentlich hatten wir ja vor, den Vulkan auf Guadeloupe zu besteigen, entscheiden uns dann aber dagegen, da der eigentlich fast jeden Tag im Nebel liegt und die Sicht vom Gipfel nicht vorhanden ist. Alternativ fahren wir wieder auf die Insel Basse-Terre, die wesentlich bergiger und bewaldeter ist als Grande-Terre und machen einen kleine Wanderung zu den Wasserfällen von Carbet. Der Wanderwegeg führt durch dichten tropischen Regenwald mit riesigen Bäumen, Farnen, Kletterpflanzen und Blumen, die man in Deutschland nur für viel Geld bei seinem*r Florist*in des Vertrauens erwerben kann - ziemlich spektakulär. Und obgleich der Aufstieg nicht ohne ist, werden wir durch einen grandiosen Blick auf den Wasserfall entlohnt.
Die nächsten Tage gehen wir ziemlich entspannt an: den einen Tag fahren wir nach Vieux-Fort, an die Südwestspitze der Insel und den anderen Tag geht es ein letztes Mal an den Strand nach Port-Louis. Leider macht uns just an diesem Tag das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Ein ziemlich kalter Wind und immer mal wieder einige Regentropfen vertreiben uns aus Port-Louis (Es sollte doch Trockenzeit auf den Inseln sein, sagt das Internet - niemandem kannst Du mehr glauben!).
Am nächsten Tag heißt es dann schon wieder Taschen packen und auf zum Flughafen. Nach mehreren Kontrollen (Frage von der Security-Dame: habt Ihr vielleicht irgendwelche kleinen Pakete in Euren Rucksäcken *zwinker* *zwinker*. Wie bitte? Was ist denn hier los?) sitzen wir endlich im Flieger nach New York - Big Apple, here we come!

Tour and Stopovers
Noch mehr reisen

Andere Stories

  • Asien

    Dhaka: Schwarze Flüsse und der Verkehr des Todes

  • Lofoten: Von Kabeljau, Fjorden und Nordlichtern

  • Europa

    Island: Stürmische Zeiten auf der Vulkaninsel

Tour and Stopovers