Unsere letzte Unterkunft, bevor es zurück nach Reykjavík geht, beziehen wir am Abend in Kirkjubæjarklaustur. Von dort fahren wir am nächsten Tag zum Seljalandsfoss, einem ganz besonderen Wasserfall: auf Grund seiner außergewöhnlichen Lage ist es möglich, den Wasserfall nicht nur von vorn zu bestaunen, sondern ebenso von der Rückseite. Einmal rumgelaufen ist man zwar pitschnass – das ist den Spaß aber in jedem Fall wert.
Zweites Highlight ist Vík í Mýrdal: das ist nicht nur der südlichste Punkt auf dem Festland Islands, der Strand in Vík ist darüber hinaus auf Grund der vulkanischen Aktivitäten durch die dort abgelagerte Lava komplett schwarz und bildet dadurch zur weißen Gischt der Wellen einen krassen Kontrast.
Kurz hinter Vík fahren wir von der Ringstraße ab und juckeln mit Schrittgeschwindigkeit über eine Schotterpiste zum Flugzeugwrack von Sólheimasandur. Dieses Flugzeug der US Navy stürzte 1973 ab – zwar überlebten alle Insassen, doch keiner sah sich gezwungen, das Wrack wegzuschaffen, sodass es heute ein beliebtes Ziel für Touristinnen und Touristen ist.
Am ersten Tag geht’s dem Gullni hringurinn, wörtlich Goldener Ring, entlang. Auf dieser touristischen Route kann man in kurzer Zeit drei Highlights Islands entdecken: die Geschichte Islands lässt sich hautnah in der ehemaligen Thing-Stätte Þingvellir nachempfinden. Dort wurde in alten Zeiten nicht nur Gericht gehalten und über die Christianisierung des Landes entschieden, hier wurde auch das moderne Island im Jahre 1944 gegründet.
Von dort geht es weiter nach Haukadalur, einem geothermalen Gebiet, in dem unter anderem ein großer Geysir namens Strokkur regelmäßig ausbricht und für Freude bei den Besucherinnen und Besuchern sorgt. Letztes Ziel des Goldenen Rings ist der mächtige Gulfoss – der Goldene Wasserfall – und damit auch Namensgeber für die gesamte Route.
An einem weiteren Tag bestaunen wir die Vulkanformationen und blubbernden Schlammtöpfe der Reykjanesskagi, einer Halbinsel westlich der Hauptstadt, die wegen ihres vulkanischen Ursprungs wenig Vegetation dafür umso mehr Lava-Felder aufweist. Ganz im Südwesten stemmen wir uns den Sturmböen am Strand des Leuchtturmes in Gardur entgegen und sehen die Sonne im Meer verschwinden. Den letzten Ausflug unternehmen wir noch einmal gemeinsam in den Süden des Landes nach Vík í Mýrdal.
Die restlichen Tage verbringen wir in Reykajvík. Islands Hauptstadt ist mit seinen 120.000 Einwohnern ungefähr so groß wie Nordneukölln und doch fühlt es sich viel größer an. Zwar hat man in der Innenstadt das Gefühl, man würde durch eine kleine norddeutsche Küstenstadt spazieren, die hohe Dichte an Cafés, Plattenläden, Einrichtungs- und Modeläden machen die Stadt aber zu einer echten Hauptstadt. Und dann ist da noch die Lage: direkt am Fjord hat man bei gutem Wetter einen wunderbaren Ausblick auf die Berge der anderen Seite. Ganz besonders gut lässt sich der Blick aus der Harpa genießen, der Perle Reykjavíks.
Dieses 2011 fertig gestellte Konzert- und Veranstaltungshaus ist ein wunderbares Beispiel gelungener zeitgenössischer Architektur. Im Innern dominiert schwarzes Vulkangestein und eine große Freitreppe, die die Etagen untereinander verbindet, von außen sorgt die Fassade von dem derzeit an der UdK unterrichtenden Ólafur Elíasson für Furore: inspiriert von den unterschiedlichen Lichtstimmungen seiner Heimatinsel, besteht sie aus einer wabenartigen Struktur aus dichroitischem Glas (Farbeffektglas), das je nach Wetter auf die wechselnden Tageslichtfarben reagiert.
Die Harpa wird in den Tagen des Festivals auch zu unserem zweiten Wohnzimmer – zwar finden die über 250 Konzerte des Festival in über einem Dutzend Orten in Reykjavík statt, die meiste Zeit verbringen wir aber in der Harpa. Die Aufteilung des Festivals über die Stadt macht das Iceland Airwaves neben seiner musikalischen Vielfalt und seinem hohen Anteil isländischer, grönländischer und färöer Künstlerinnen und Küstler zu einem einmaligen Festival. Die Stadt ist voll von Menschen aus aller Herren Länder, die sich im Nieselregen zwischen den Konzerten mit Hot Dogs und Getränken versorgen oder aber in eine der vielen Off-Venues abdriften, in denen viele Bands neben ihren offiziellen Konzerten kleine Aufführungen geben und die kostenlos besucht werden können. So ein Off-Venue kann ein Café, ein Hostel oder ein Modegeschäft sein.
Und zum Abschluss unserer Reise haben wir dann noch einmal das große Glück von einem Sonnensturm gesegnet zu werden. Mit etwas Glück sorgt dieser dann nämlich für wunderbare Nordlichter, die wir an einem Abend am Strand von Reykjavík bestaunen.